Längst ist das böse Vorurteil Igor Strawinskys widerlegt, Vivaldi habe unzählige Male ein und dasselbe Konzert produziert. Kaum jemand hat zur aktuellen Popularität des italienischen Barock-Komponisten so maßgeblich beigetragen wie Andrea Marcon, der sich seit Jahrzehnten mit liebevoller Sorgfalt für dessen von Einfallsreichtum und instrumentaler Virtuosität geprägte Musik einsetzt. Stilsichere und temperamentvolle Interpretationen garantiert das auf historischen Instrumenten spielende Venice Baroque Orchestra, das Marcon im Jahre 1997 gründete. Unter dem Titel »Duello di archi« erinnert der Abend mit dem charismatischen Geiger Sergey Malov an die Abstammung des Begriffs »Konzert« vom lateinischen Wort »concertare«, das »wettstreiten« bedeutet.

Sergey Malov ersetzt bei diesen Konzert die ursprünglich angekündigte Geigerin Chouchane Siranossian. Die derzeit schwangere Pianistin hat sich auf Anraten ihrer Ärzte dazu entschieden, das Konzertprojekt in Bad Kissingen aufgrund der aufwendigen Reisetätigkeit abzusagen. Mit Sergey Malov konnte ein hervorragender Ersatz gefunden werden, um das Konzert mit fast identischem Programm, Orchester und Dirigenten weiterhin zu präsentieren. Der aus St. Petersburg stammende Geiger gilt als ebenso vielseitig wie virtuos: Er spielt gleichermaßen Violine, Viola, Barockvioline und Violoncello da spalla – das Instrument, auf dem Johann Sebastian Bach wahrscheinlich seine Cellosuiten selbst gespielt hat. Sergey Malovs Repertoire reicht von frühbarocker Musik über Johann Sebastian Bach, den klassischen und romantischen Violinkonzerten bis hin zu Uraufführungen Neuer Musik. Für seine Interpretationen setzt er sich intensiv mit Stilfragen und Spieltechniken der jeweiligen Epoche auseinander.